Nach mündlicher Überlieferung bestand zur Zeit der Hammerherren in der Gulling bereits eine Feuerwehr, welche die Aufgabe hatte, den Schutz gegen Feuer und Hochwasser der Anlage zu übernehmen – eine Art Betriebsfeuerwehr.
Als die Zeit der Hammerherren zu Ende ging, löste sich der Selbstschutz-Verband im Jahre 1868 auf und die vorhandenen Feuerwehrgeräte (Art unbekannt) wurden der Gemeinde Aigen zur weiteren Verwendung übergeben. Ob diese Geräte anschließend von der im Jahre 1887 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Aigen bei Irdning übernommen wurden, oder in der Zwischenzeit eine Vereinigung gegen Feuer und Hochwasser bestand, ist unbekannt.

Wie schon erwähnt gibt es über die Gründungszeit der Freiwilligen Feuerwehr Aigen bei Irdning kein Protokoll. Nur eine aufliegende Nominalliste gibt darüber Auskunft, dass sich Männer fanden, um das Eigentum gegen Feuer zu schützen.
Aus diesem einzigen Beweisstück über die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Aigen bei Irdning kann erkannt werden, dass folgende Männer die Initiative ergriffen hatten um der Bevölkerung von Aigen und Umgebung bei Gefahr, sei es bei einem Brand oder bei Hochwasser durch die Gulling, rasch Hilfe zu leisten.

Folgende Kameraden scheinen in der Nominalliste für das Jahr 1887 auf:
Hauptmann und Kassier: Josef Keller
Besitzer eines Sägewerkes in der Gulling, einer Bierbrauerei und
des landtäflichen Gutes, das von „Putterer“.
1. Hauptmann-Stellvertreter:                                  Franz Köberl
2. Hauptmann-Stellvertreter und Schriftführer:  Josef Bleier

Der Schutzverband wies 3 Hauptleute, 5 Steiger, 1 Schlauchmannschaft und
1 Spritzmannschaft auf.
Die Hauptleute und Führer der einzelnen Mannschaften trugen als Kennzeichnung eine Armbinde.

Die Freiwillige Feuerwehr Aigen bei Irdning, wie sie sich damals nannte, war bis
5. Dezember 1890 ohne Statuten, die erst im Laufe der Jahre in 25 Paragraphen festgelegt wurden.
Die Genehmigung dieser Statuten wurde in der Gemeinde-Ausschusssitzung am
30. November 1890 unter Gemeindevorsteher Schweiger genehmigt.

§1 Der Zweck der Aigner Freiwilligen Feuerwehr ist ein geordnetes Zusammenwirken bei Feuergefahr, um Leben und Eigentum der Bewohner zu schützen.

§2 Sitz des Vereines ist Aigen.

Es würde zu weit führen, alle 25 Paragraphen anzuführen.

Diese Statuten wurden sodann an die k. k. Statthalterei nach Graz zur Begutachtung und Genehmigung gesandt. Bereits am 18. Dezember 1891 wurde der Bestand des Vereines nach Inhalt der vorliegenden Statuten positiv erledigt.

Nach der Genehmigung wurden vom engsten Feuerwehrausschuss die Dienstvorschriften in
14 Punkten erarbeitet und der Gemeindevorstehung zur Begutachtung vorgelegt.

Sie zerfielen in 3 Punkte:
1. Einübungsdienst
2. Dienst bei Hauptproben
3. Dienst bei einem Brande

Die Statuten und Dienstvorschriften wurden in einem Büchlein im Selbstverlag zum Druck gegeben. Dieses Gesetzbüchlein galt für jeden Feuerwehrmann zugleich als Mitgliedsbuch, denn die erste Seite zeigte die Zugehörigkeit zur Freiwilligen Feuerwehr Aigen bei Irdning.

 

Statuten
Statuten der Freiwilligen Feuerwehr Aigen bei Irdning


Am 21. März 1891 berief Hauptmann Josef Keller sämtliche Kameraden zur konstituierenden Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr Aigen bei Irdning im Gasthof J. Keller ein.
Leider gibt es darüber keine Niederschrift. Nur aus der Nominalliste konnte folgendes entnommen werden:

An dieser Sitzung nahmen über 30 Kameraden teil. Der Einberufer, Herr Josef Keller, gibt den erschienenen Kameraden bekannt, dass die erarbeiteten Statuten von der Gemeindevorstehung am 5. Dezember 1890 genehmigt wurden und zur weiteren Bescheinigung an die hochwohlgeborene k. k. Statthalterei nach Graz eingereicht wurden.

Nachdem weiter Punkte behandelt wurden, wurden zur geheimen Wahl mittels Stimmzettel geschritten.

Die Wahl erbrachte folgendes Ergebnis:
Wehrhauptmann, Kassier und Zeugwart:           Josef Keller
1. Hauptmann-Stellvertreter:                                 Franz Köberl
2. Hauptmann-Stellvertreter und Schriftführer:  Franz Bleier
Steigführer:                                                               Dominikus Schrempf
Steigführer-Stellvertreter:                                       Felix Salzinger
Steigführer:                                                               Kajetan Kromberger
Steigführer-Stellvertreter:                                       Franz Gerl
Schlauchführer:                                                       Anton Prasthofer
Schlauchführer Stellvertreter:                               Viktor Szlamenik
1. Hornist:                                                                 Michael Greimel
2. Hornist:                                                                Johann Pasch

Die Freiwillige Feuerwehr Aigen war in Folge (bis zum 2. Weltkrieg) ein selbstständiger Verein, dem Bezirks. Und Landesverband angegliedert. Die Mitglieder der Feuerwehr wurden per Handschlag angelobt.
Um ein wenig Geld in der Kasse zu haben – sei es in Kronen, sei es in Schilling – gab es nur Einnahmen durch Spenden, durch unterstützende Mitglieder und diverse Veranstaltungen.
Über die Errichtung des ersten Rüsthauses gibt es keine Berichte. Die Ausrüstung war, an dem heutigen Ausrüstungsstand gemessen, sehr bescheiden. Es gab nur handbetriebene Spritzen – eine Landfahrspritze und eine Abprotzspritze, das Schlauchmaterial hat oft im Ernstfall nicht entsprochen, wie es sich jeder Schlauchführer wünschte. Ausgefahren wurde mit Pferdegespannen, die von Pferdebesitzern bereitgestellt wurden.
Der Alarm wurde durch ein Nebelhorn und Signalhörner ausgelöst. Dieses Signal wurde von den verschiedenen Hornisten aufgenommen und gaben es weiter an die verschiedenen Ortschaften, die im Feuerwehrbereich der Aigner Feuerwehr lagen.
Da es damals noch keine Telefonverbindungen gab, mussten Boten einen Brandausbruch melden, und darauf gab es erst den „Feueralarm“. Trotz alledem war die Feuerwehr relativ rasch ausfahrbereit und meist zeitgerecht am Brandplatz.
Es wird sogar von vielen wirksamen Einsätzen der weiteren Umgebung berichtet, wie in Irdning, Stainach, Wörschach, Niederstuttern, u. a. Orte.
Des Öfteren brauchten die Männer nicht mehr in Tätigkeit treten, da der Brand bereits lokalisiert war.