An lieblichen Talhängen, umsäumt von grünenden Wiesen und Wäldern, versteckt von im Herbste reichbeladenen Obstbäumen, liegen die zerstreuten Ortschaften und Gehöfte der Gemeinde Aigen – wie Aich, Aiglern, Aigen, Fischern, Gatschen, Hohenberg, Ketten, Lantschern, Quilk, Ritzmannsdorf, Sallaberg/Kulm, Sallaberg/See, Schlattham, Tachenberg, Vorberg und Gehöfte der Gemeinde Aigen mit einem Flächenraum von ca. 8638 ha.

Aigen

Die Entstehungsgeschichte der einzelnen Ortschaften ist zeitlich gesehen, sehr verschieden.
Die Ortschaft Aigen war der am spätesten entstandene Ort. Da das Talgebiet ziemlich versumpft war, entstanden die Dörfer an den Anhöhen.

1094    Hohenberg:
Hagenberg – Schon in diesem Jahr (1094) werden unter den rittermäßigen Leuten die Herren von HAGENBERG genannt.
1160 lebte ein Roudgerus de Hogenberch.

1110    Sallaberg:
1110 Unter Markgraf Otacher – Scalchinberge; 1120 Salberg; 1143 Scahenberg;
1382 Salhenberg; 1473 Solhenberg

1125    Aiglern:
Ein Gut zu Aiglern wird erwähnt – Egilwarin; 12. Jhd. Aigelarn

1135    Tachenberg:
Im „Dieprecht de Tichingberg“ wird das Geschlecht der Herren von Tichin (Teuchen, auch Tachenberg) urkundlich erwähnt.
Aus diesem Geschlecht sind noch bekannt: Eberhardus et frater eyus Dietarus Tichinperge, welche um 1150 lebten.

1150    Lantschern:
1150 Woluoldus von Lonsza; 1168 Albert von Lantschern und Adelram de Lonsarm (1173) waren Besitzer von verschiedenen Gütern

1171    Hohenberg am Kulmberg:
Zum ersten Mal wird die Kirche St. Johann am Hohenberg in einem Bestätigungsbrief des Papstes Alexander III. angeführt.
Sie ist eine Uralte Wallfahrtskirche. Ihr inneres ist in der Länge in einen romanischen und einen hinteren gotischen Bau geteilt. Der Altar, ein bescheidener, aber sehr geschmackvoller Flügelaltar trägt schöne und interessante Bilder. 1986 wurde die Kirche vollkommen restauriert.
Der Kulm trägt auf seinem Hochplateau eine natürliche Festung, es sind die Spuren eines großen quadratischen Walles. An zwei Seiten wurden Ausgrabungen vorgenommen, die sehr fündig und aufschlussreich waren und doch so manche Rätsel aufgaben.
1180 lebte ein Karolus de Haginperge.

1175    Fischern:
Viscarn – Vischaren – Der Name der Ortschaft Fischern dürfte von dem Geschlecht der Herren von Fischern stammen.
1195 verkaufte Otto von Fischern einige Schwaigen an das Stift Admont. Zur selben Zeit lebte ein Pilgrimus de Vischarn.
1405 wird als Pfleger zu Vischarn „Göring Pozzenfurt“ erwähnt.

1290    Ritzmannsdorf:
1290 Retzmannsdorf – 1935 schenkten die Geschwister Erhard und Wenzel Gleußler Barbara Tanpeck ein Gut zu Ritzmannsdorf „zu der stift der ewigen meß…. Datz dem heiligen geist“.

1300    Mitteregg:
1300 Mitterekke; um 1500 Mitterekg in Irdninger pharr.

1302    Gatschen:
1302 lesen wir „iten duarua swaygarum in Gaetschen“:
1420 am Gaeczenperg; 1435 Getschenperg; 1424 der Gatschenbach; Ursprung Alpe in der Gatschen – 1489 „die albm Vrspreng“; Kalkgrube – 1491 „in der Kcholgrueben am Gatschnberg“.

1330    Quilk:
„der Gulk“ (Gwilk), 1351 der Gulckh ob dem Niederdorf in Irninger pharr.

1360    Herrandl:
Gehöft in Aigen, „Herrant an Aigen“, Aich.

1318    Gulling:
Golnich – gulnich prope Irdning; 1499 Gulling.

1300    Vorberg:
Wird auch eines Leitner „in der Leiten“ und „dy Löffelschwaig in Irninger pharr“ in der Vorberger Gegend Erwähnung getan.
Vorperch; Vorperning; 1454 der Vaderperg in Irninger pharr. 1483 stifteten Abt Johann und seine Vetter Friedrich und Hans von Trautmannsdorf für das Klosterspital Güter zu Vorberg.

1350    Schlattham:
Slathaim; 1378 Schlothaimb; 1426 Slatham; 1443 Slatenham; 1449 Sladhaym;
1479 Statthaim in Irninger pharr.
1836 ist Schlattham zur Gänze abgebrannt.

1387    Aigen:
1387 tauchte das erste Mal der Name Aigen auf, als nämlich Hans, der Pfaffendorfer dem Marchward Tanpek einige nach Salzburg lehnbare Zehente zu Fischern und Aigen verkaufte.

Was gab es an Bodenschätzen?

Am 24. Mai 1467 gewährte Kaiser Friedrich III. Hans Ludlhuber, wohnhaft am Vortberg (Vorberg) in Irninger pharr, das Schürfrecht auf „Silbererczt und Kupfererczt“.
Im Jahr 1560 wurden in Ritzmannsdorf Kupfererze gewonnen, aus den 3 Stollen St. Katharina, Barbara und Maria. Diese Erze wurden auf eigenen Booten nach Admont geliefert.

Einem „Verzeichnis der Berckwechen in Land Steyer“, aus dem 16. oder 17. Jahrhundert stammend, entnimmt man:“…in Oppenberg hinter der Kirche ist ein Wasser, heißt Gulling, darin findet man Granaten, sind außen schwarz und innen mößingfarb; einer dieser Granaten gab 5 Loth Gold.
Dann in Oppenberg in der weißen Gulling ist in der Alm, Mooskar genannt, wo das Wasser über die Steinwand fallt, darob in Letter ist ein guetes Goldätz.“

Die Gült Gulling besaßen einst das Stift Spital (1805 Freiherr zu Freiling, Dr. Josef von Mandelstein) und 1810 die k. k. Hauptgewerkschaft Donnersbach.
Um 1807 kauft Abt Gotthard die Werke in der Gulling.

Auf dem k. k. hauptgew. Hammerwerk Gulling bestanden 1841 – 1844 Zerrenfeuer mit 2 Schlägen, 2 Stahlhämmer mit 4 Feuern und 2 Schlägen. Man erzeugte in diesem Jahr 5636 Zehntner Stahl und 306 Zehntner Grobeisen, wozu man 6892 Zehntner Roheisen und 22307 Fass Kohlen im Gesamtwerte von 63997 fl.C.M. verwendete.

Im Frühjahr 1868 wurde das Feuer in diesem einst so gutgehenden Hammerwerk für immer ausgeblasen. Von da an gehörte es zur Herrschaft Trautenfels. Bis wann, scheint nicht auf.

Schlösser in Aigen
Puttererschlößchen:
Schon im Jahre 992 ist ein PUTTERER bekannt gewesen – laut eines Grafendiploms, welches Karl IV. Josef Franz Xav Albert von Putterer dd. Wien am 26. Jänner 1729 verlieh. Im Jahre 1212 soll Egolph Putterer von Kaiser Otto zum Ritter geschlagen worden sein. Georg Gotthard Putterer wurde 1670 in den Freiherrenstand erhoben. Der letzte aus dem Geschlecht der Putterer, der das Schloss sein Eigen nannte, dürfte Graf Johann Karl Putterer gewesen sein.
Die Putterergült kaufte im Jahre 1803 Ludwig Edler, später Karl Stanzinger und Johann Lackenschweiger, 1819 Jakob Stenitzer und 1840 Elisabeth Etlmayr. Das Schlösschen wurde von Johann Keller einer Restaurierung unterzogen.
Wann und aus welcher Veranlassung die Herrn Putterer das Schloss erbauten, lässt sich nicht erforschen, es dürfte aber nur zeitweilig von Familienmitgliedern bewohnt gewesen sein.
Heute dient das Puttererschlößl unter der Familie Christian Dornbusch als Jugendgästeheim.

Schloss Pichlarn:
1074 finden wir den Namen „Püchlern, Pühelarn“.
Pichlarn dürfte das Stammhaus der Herrn von Pichel gewesen sein, von denen 1139 ein Walter lebte. In einem Bestätigungsbrief für das Stift Admont vom 10. Oktober 1139 besaß es den ganzen Zehent vom Gut Reginhards von Püchlarn. Am 10. Jänner siegelte Dietmar von Püchlarn eine Urkunde.
Les der Edle von Püchel, schenkte sein Eigengut zu Pichlarn ca. 1150 gegen lebenslängliche Versorgung den Kloster Admont.
1191 bewohnte Volkmar v. Püchel das Schloss. 1344 finden wir einen Leo von Puhlele (lt. Admonter Urkunde). Er starb 1360. Mit ihm scheint das Geschlecht der Puhele ausgestorben zu sein, denn in einer Urkunde von 1385 heißt es, dass Hans Kirchdorfer den Hof zu Pichlarn von Johann Dumersdorfer kaufte. Die Dummersdorfer waren ein steirisches Rittergeschlecht.
1551 führte es den Namen „Edelmannsitz Püchlern ob Irdning“. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Besitzer, und das Schloss wurde des Öfteren zu- und umgebaut.
1896 ging der Besitz, nach dem Tode von Othmar Graf Lamberg, an dessen Gemahlin Gräfin Johanna Lamberg, geb. Freiin Mecsery. Sie war der schützende Engel für die Bewohner der Umgebung, eine fürsorgende Mutter der Armen und Schulkinder.
Lambergs Hausspruch: „Frey, aber treu, so hause jeder in diesem Gebäu.“
Kein Bittender verlässt unbeschenkt die Pforten des Schlosses. Die Pichlinger oder Pichlarner hatten mit Gewissheit auf dem Hügelzug hinter Irdning zwei Festungsforts.

Aigen im Ennstal heute
Aigen am Putterersee mit rund 2400 Einwohner liegt auf 665 m Seehöhe.
Viele Freizeitsportler finden sowohl im Sommer, als auch im Winter ausreichende Möglichkeiten ihren Hobbysportarten zu frönen.

So finden sich viele Freizeitsportler, die im Sommer, besonders am Putterersee – dem wärmsten Alpensee in der Steiermark (26° C) – wo Schwimmer, Bootsfahrer und Surfer (Surfschuld) – Kajakfahrer auf der Gulling und Fischer auf ihre Rechnung kommen.

Auch für Wanderfreunde – da Aigen inmitten einer herrlichen Bergwelt liegt – ist gesorgt. Es gibt jährlich geführte Berg- und Hüttenwanderungen. Da Aigen außerdem eine zentrale Lage aufweist, ist die Möglichkeit für Ausflugsfahrten, wie Schladming, Dachstein-Planai, Gesäuse Salzkammergut, Sölktäler etc., gegeben.

Nicht zu vergessen die Camper – ein moderner Campingplatz ist vorhanden.
Zusammengefasst ergeben sich für den Aktivurlauber ideale Bedingungen, wie schwimmen, fischen, reiten, surfen, wandern, Golf, Tennis, Luftgewehr- und Pistolenschießen.

Und im Winter?
Für Langläufer stehen 17 km lange Loipen rund um Aigen zur Verfügung, ferner 1 Lift auf Pisten für „Anfänger auf Brettln“. Bei passender Temperatur ist für Eisläufer und Eisstockschützen am Putterersee und bei so manchen Gasthöfen eine Betätigung geboten.
Auch den fortgeschrittenen Schifahrern stehen Gratis-Busse zur Verfügung, die sie auf die Planer- oder Riesneralm bringen.

Für Kulinarische Genüsse sorgen 10 Gasthöfe mit und ohne Pension. An Geschäften gibt es keinen Mangel, um seinen täglichen Bedarf zu decken.

Die Schreckensjahre von 1200 bis 1900
Um diese Zeit mag es in unserem so malerisch gelegenen Tal wohl ganz anders ausgesehen haben, überboten ja im 12. Jahrhundert noch große Sümpfe dermaßen den kultivierten Boden, dass zwischen Hohenberg und Irdning ein See bedeutenden Raum einnahm – der heutige Putterersee.

Die schrecklichen Krankheiten wie Aussatz, Blattern, die eingetretenen Elementarereignisse, das Erscheinen eines Kometen, und die Überschwemmungen erkannte man als Himmelsstrafe oder Gottes Zorn.

1201 brachte ein furchtbares Erdbeben. Die Menschen verließen die Wohnungen und eilten in die Wälder. Dort erbauten sie Hütten und verbrachten darin die Sommerzeit. Erst bei Herannahen des Herbstes suchten sie ihre alten Wohnstätten auf.

Von 1210 berichten alte Aufzeichnungen, dass Regengüsse großen Schaden anrichteten. Die Enns und ihre Seitenbäche überfluteten das gesamte Tal.
Im Jahre 1224 kam aus Griechenland über Ungarn eine fürchterliche Seuche.
1254 herrschte eisige Kälte, sodass die Feldfrüchte erfroren. Die Chronik erzählt, dass 1255 kein Regen fiel, und somit weder Feld- noch Baumfrucht gedeihen konnten. 1256 gab es starke Regengüsse, die wiederum die Ernte verdarben. 1259 gab es eine allgemeine Teuerung und durch eine pestartige Viehseuche kamen viele Tiere um. Von den Jahren 1261 bis 1263 ist bekannt, dass durch Viehseuchen, Missernten und Teuerungen große Hungersnöte herrschten. 1292 besetzte ein Heer von Salzburgern das Ennstal und verheerte das Land.

Das Nachfolgende Jahrhundert brachte viele Unglücksjahre:
1310 bis 1337 gab es Seuchen unter Mensch und Tier. Ein strenger Winter1340 und darauffolgende starke Regengüsse verdarben die Feldfrüchte. Mildes Wetter nach einem Schneereichen Winter 1342 brachte den Schnee rasch zum Schmelzen, sodass Wiesen und Felder überflutet wurden.
Zu Weihnachten 1344 herrschte sommerliches Wetter, im Februar 1345 dagegen erfroren viele Menschen und Tiere.
1348 war ein Erdbebenjahr. 1382 trat die Pest auf.
Alte Chroniken erzählen, dass 1404 furchtbare Überschwemmungen unser Tal heimgesucht haben. Der Talkessel glich einer stürmischen See. Das abergläubische Volk dachte an die Wiederkehr der Sintflut.

Im Jahr 1486 durchzog der „Wügeengel“ Pest wieder das Tal. Der Winter 1626/27 war besonders streng. Raubtiere bedrohten und fielen Menschen und Haustiere an.

1680 wütete die Pest am ärgsten, das Pestmarterl in Schlattham erinnert an diese Zeit. Im Jahr 1783 umhüllt ganz Steiermark ein trockener Nebel. Es war ein Dunst, der die Atmosphäre und die Sonne verfinsterte. Dieser Dunst brachte eine Menge elektrischer Materie mit sich, wodurch starke Gewitter entstanden. Merkwürdig ist, dass dieses Jahr äußerst fruchtbar war. 1787 verlässt die Enns ihre Ufer und zeigt damit ihre gewaltige, zerstörende Kraft.

Das 19. Jahrhundert war ebenfalls von Hitze- und Kältewellen, Missernten, Überschwemmungen und Seuchen gekennzeichnet.

Mit Absicht wurden die kriegerischen Ereignisse, die unser Tal im Laufe der Jahrhunderte heimsuchten, ausgelassen.